Punkt 0800 bzw. 0810 Uhr führte uns Patrick Zürcher mit dem Öpfel-Car von Weinfelden/Märstetten zu den Klosteranlagen in Muri. Pünktlich angekommen genossen wir im zum Kloster gehörenden Restaurant Kaffee und Gipfeli. Um 1000 Uhr führte uns Herr Hochueli vorerst um die Klosteranlage, anschliessend durch die einzelnen Räume, durch die Sakristei hinab zur Krypta. Hier durften wir das Lied "La Sera" singen. Unser Gesang klang wunderschön. Anschliessend führte uns Herr Hochueli in die Klosterkirche, wo wir vom Organisten Herr Egon Schwarb empfangen wurden. Er erklärte uns die in der Kirche befindlichen drei Orgeln, zwei gegenüberliegende kleine Orgeln und einer grossen. Auf der grossen Orgel werde er mit der linken Hand das vordere, mit der rechten des mittlere Manual und mit den Füssen die Pedalen für den Pass spielen. Es gehöre viel Übung dazu, dass man die drei übereinander liegenden Noten auf dem Notenblatt lesen und spielen könne. Nach der Einführung spielte er ein extra für uns zusammengestelltes Programm auf der grossen Orgel, und zum Schluss als Dessert die Schanfigger Bauernhochzeit von Hannes Meyer. Einfach faszinierend, toll und unbeschreiblich schön. Nach den interessanten Ausführungen von Herr Peter Hochueli und Herr Egon Schwarb fuhren wir nach Meisterschwanden zum Gasthaus "Seerose". Das feine Mittagessen und der Dessert waren vorzüglich. Bevor wir uns auf den Fussmarsch aufmachten, entlang dem Hallwilersee bis zum Schloss Hallwil, bekam jede Sängerin und Sänger ein Mineralwasser und ein Biberli mit auf den Weg. Der See, er ladet zum Bade, nahmen einige Chormitglieder wörtlich. Sie zogen die Badekleider an und schwammen einige Runden im erfrischenden Wasser. Nachdem alle beim Schloss Hallwil eingetroffen waren, bestiegen wir den Öpfel-Car und Patrick Zürcher führte uns wieder sicher nach Hause. Eine eindrückliche und unvergessliche Chorreise gehört der Vergangenheit an. Ein riesiges Dankeschön gebührt den Organisatoren Heidi und Fredy Lüthy.
Anschliessend habe ich mit Hilfe des Internet die Ausführungen von Herr Peter Hochueli und Herr Egon Scharb zusammengefasst.
Das Benediktinerkloster Muri wurde um das Jahr 1027 von den Habsburgerahnen Radbot und Ita gestiftet und entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte zu einem bedeutenden Ort des Gebets, der Bildung und der Kultur.
Radbot heiratete Ita von Lothringen und schenkte ihr als Morgengabe die Güter in Muri. Ita erfuhr von der unrechtmässigen Herkunft und wollte die auf sich geladene Schuld sühnen. Auf Anraten und mit Hilfe ihres Schwagers Werner, dem Bischof von Strassburg konnte sie ihren Ehemann im Jahr 1027 dazu bewegen, die Güter einem neu zu gründenden Kloster zu stiften. Radbot bat Embrich, den Abt von Einsiedeln, um die Entsendung von Mönchen. Der Aufbau des Klosters begann 1032 unter der Leitung von Probst Reginbold. Er liess umgehend die bestehendePfarrkirche St. Goar abbrechen und etwas weiter südlich neu errichten.
Die weitläufige Klosteranlage besteht aus mehreren Teilen. Leicht vom Zentrum des
Areals versetz befindet sich die Klosterkirche St. Martin. Südlich schliesst der Konventflügel an, der auf drei Seiten den Kreuzgang umgibt.
Gemäss der Klosterchronik richteten Brände in den Jahren 1300 und 1363 grosse Schäden an. 1386 brandschatzten die Eidgenossen das Kloster während
des Sempachskriegs.
Die klösterliche Domäne in Muri wuchs bis 1779 auf eine Fläche von 1031,12 Jucharten (418,82 Hektaren) an. Sie war hauptsächlich ein
Ackerbaubetrieb, die Abtei besass aber auch Wälder sowie Schweine-, Pferde- und Schafherden. Knapp ein Viertel der Fläche entfiel auf den um 1500 entstandenen Sentenhof überwiegend auf dem
Gebiet der Nachbargemeinde Boswil gelegen. Der einzige Milchwirtschaftsbetrieb der Region diente der Eigenversorgung mit Fleisch- und Milchprodukten. Mit einer Fläche von 112 Hektaren ist der im
Jahr 1846 verkaufte Sentenhof heute der grösste private Landwirtschaftsbetrieb des Aargaus.
Johann Jodok Singisen liess das Kloster baulich erweitern; bis 1610 entstand ein an den Kreuzgang angebautes Gebäude, das heute unter der Bezeichnung Singisenflügel bekannt ist. Aufgrund zahlreiche Verdienste gilt Singisen als zweiter Stifter des Klosters Muri. Während seiner 48 Jahre langen Amtszeit wuchs der Konvent um rund das Dreifache auf 30 Mönche an.
Am 10. Januar 1841 kam es im Freiamt nach der Annahme einer neuen Verfassung, die in allen katholischen Bezirken deutlich abgelehnt worden war,
zu einem bewaffneten Aufstand, den die Regierungstruppen rasch niederschlugen. Oberst Friedrich Frey-Herosé (der spätere Bundesrat) schränkte die Bewegungsfreiheit der Mönche ein und forderte sie
am 25. Januar auf, den Kanton innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Abt Adalbert Regli blieb für einige Tage mit vier Mönchen zurück, um die Übergabe des Klostervermögens zu regeln. Am
3. Februar verliess er Muri als Letzter.
Der erste Gottesdienst in der Klosterkirche fand erst wieder am Martinstag (11. November) 1850 statt. Die römisch-katholische Kirchgemeinde
Muri anerkannte 1863 die Klosterkirche als zweite Pfarrkirche. Sie blieb aber im Besitz des Kantons, der nur die allernötigsten Reparaturen veranlasste. Nachdem im Jahr 1928 Teile der Stuckdecke
heruntergefallen waren, führte man von 1929 bis 1933 erstmals eine Innenrestaurierung durch. Kirchgemeinde und Kanton schlossen 1939 einen Rückgabevertrag; die feierliche Übergabe erfolgte am 13.
Januar 1941, genau hundert Jahre nach der Klosteraufhebung. Die erste umfassende Aussenrestaurierung der Klosterkirche erfolgte zwischen 1953 und 1957, eine zweite zwischen 1995 und 1997. Die
Kirchgemeinde richtete 1960 im Konventflügel ein kleines Hospiz ein; seither sind wieder einzelne Benediktiner in Muri präsent und übernehmen seelsorgerische Aufgaben in der Region.
Nach der Klosteraufhebung gab es zahlreiche Pläne zur Nutzung der leer stehenden Gebäude. Im geräumigen Ostflügel sollte das kantonale
Lehreseminareingerichtet werden, doch der Grosse Rat entschied sich 1846 für das ebenfalls aufgehobene Wettingen. 1861 wurde eine kantonale Landwirtschaftsschule eröffnet. Sie konnte
nie richtig Fuss fassen und musste 1873 wegen zu geringem Interesse der Landwirte geschlossen werden. Projekte für eine Zuckerfabrik und eine Maschinenstickerei scheiterten ebenfalls. Im November
1883 genehmigte der Grosse Rat den Umbau des Ostflügels. Es entstand eine kantonale Pflegeanstalt «für arbeitsunfähige und gebrechliche Erwachsene», die im September 1887 eröffnet wurde und im
Endausbau 340 Personen Platz bieten sollte. 1843 nahm im Südflügel die progymnasiale Beziksschule ihren Lehrbetrieb auf. Sie war die einzige Schule dieser Art im Aargau, die direkt dem Kanton und
nicht wie sonst üblich einem Gemeindeverband unterstand. 1976 wurde die Bezirksschule Muri per Dekret gleichgestellt, zwei Jahre später erfolgte die Gründung eines kommunalen Zweckverbandes. 1851
beschloss die Gemeinde Muri die Zusammenlegung der auf drei Gebäude verteilten Primarschule. Geplant war zuerst der Umzug ins Amtshaus, doch das Vorhaben verlief im Sande. 1857 entschied sich die
Gemeinde stattdessen für die Nutzung des Konventflügels, ein Jahr später war der Umzug abgeschlossen. Im Erdgeschoss dieses Gebäudes, in der ehemaligen Klosterküche, befand sich von 1868 bis 1897
eine Käserei. Im Singisenflügel bestand von 1847 bis 1876 eine «Armenversorgungs- und Arbeitsanstalt». An ihre Stelle trat 1900 das Altersheim St. Martin, welches das Gebäude bis 1991
nutzte und dann einen Neubau in der Nachbarschaft bezog. Die seit 1705 bestehende und seit 1839 von Pächtern geführte Klosterapotheke im Südflügel zog 1862 in den Singisenflügel um und wurde 1895
geschlossen; die aus dem 18. Jahrhundert stammende Einrichtung wird seither im Landesmuseum Zürich ausgestellt.
Am 21. August 1889 brach aus nie geklärten Gründen im Dachboden des Ostflügels ein Brand aus. Alle Insassen der Pflegeanstalt konnten
rechtzeitig gerettet werden. Begünstigt durch eingelagertes Holz und starken Wind brannte der Ostflügel vollständig aus. 43 Feuerwehren aus vier Kantonen standen bis zu fünf Tage im Einsatz, da
der Brand immer wieder aufflackerte. Die kantonale Brandversicherungsanstalt geriet beinahe in Konkurs und konnte diesen nur mit 25 % höheren Prämien abwenden. Der Ostflügel erhielt ein
provisorisches Dach, das hundert Jahre bestehen blieb.
Eine wohltätige Stiftung erwarb 1899 den Ostflügel aus der Konkursmasse und liess ihn instand setzen. Sie betrieb darin ein Altersasyl, eine
Sprachschule und ein Erziehungsheim für Waisenkinder. Ein Verein kaufte 1908 der Stiftung den Ostflügel ab und richtete ein Pflegeheim ein, das 1909 den Betrieb aufnahm und bis heute besteht.
1938 wurde an das Nordende des Ostflügels ein Zweckbau angebaut (2009 modernisiert).
Die geostete Klosterkirche ist dem Heiligen Martin von Tours geweiht und steht im Winkel zwischen Kreuzgang und Ostflügel. Sie ist 60 Meter lang
und beim Querschiff bis zu 31 Meter breit. Über die Jahrhunderte ist sie äusserlich zu einer Einheit aus Romantik, Gotik und Barock verwachsen, gekennzeichnet durch kubische Strenge, reiche
Gliederung und vielfältige Abstufungen. Die ältesten Teile reichen bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück; es handelt sich dabei um den Unterbau der beiden Kirchtürme, die Mauern des
Querschiffs und des Chors sowie die Krypta.
Der Nord- und der Südturm an der Westfassade (beide 1558 erbaut) sind bis zu den Wimpergen jeweils 32 Meter hoch. Prägend ist auch die 25 Meter
hohe Kuppel über dem Oktogon. Dieser Kuppelzentralbau, das grösste Bauwerk dieser Art in der Schweiz, wird von einer Kugel bekrönt, auf der ein Posaunenengel steht. Über der Vierung des
Querschiffs erhebt sich ein achtseitiger, im Jahr 1491 erbauter Dachreiter, der wegen des Hahns an der Spitze die schweizerdeutsche Bezeichnung «Güggelturm» trägt.
Mit wenigen Ausnahmen ist die heutige Innenausstattung im Rokoko-Stil gehalten und entstand zwischen 1743 bis 1750. Ein Chorgitter geschaffen vom
Konstanzer Stadtschlosser Johann Jakob Hoffner, trennt den Kuppelraum vom angrenzenden Mönchschor. Das zweiteilige Chorgestühl im Mönchschor ist ein Werk des einheimischen Bildschnitzers
und Zeichners Simon Bachmann.
Die Klosterkirche besitzt fünf Orgeln unterschiedlicher Grösse. Auf der westlichen Empore über der Beichtkirche befindet sich die «Grosse Orgel».
Sie wurde zwischen 1619 und 1630 von Thomas Schott erbaut und besitzt 34 Register. Die Firma Orgelbau Groll räumte das Gehäuse 1919/20 vollständig aus und veränderte die Disposition grundlegend,
da die Orgel dem damaligen Zeitgeist als veraltet galt. Der Restaurator Josef Brühlmann und der Orgelbauer Bernhardt Edskes von Metzler Orgelbau rekonstruierten die Grosse Orgel zwischen 1965 und
1972, wobei sie darauf achteten, den Originalzustand wo immer möglich wieder herzustellen.
Auf der Empore über dem Kreuzabnahmealtar steht die Epistelorgel mit 16 Registern, 1743 von Joseph und Victor Ferdinand Bossart
erbaut. Im selben Jahr erbauten Vater und Sohn Bossart auch die Evangelienorgel mit acht Registern. Beide Orgeln sind von der äusseren Erscheinung her fast identisch, die Unterschiede sind
marginal. Hinzu kommen zwei transportable Kleinorgeln im Chor.
Der Konventflügel umgibt den Kreuzgang auf drei Seiten. Im 1601 umgebauten Osttrakt befindet sich der ehemalige Kapitelsaal der seit 1890
als Sakristei dient. Der Saal besitzt eine Mittelsäule aus Stuckmarmor und eine mit Aktanthusranken verzierte Decke, beide 1707 entstanden. Die polygonale Apsis an der Ostwand enthält einen Altar
für Maria Magdalena aus dem Jahr 1759, der bis 1933 in der Krypta stand (der frühere Altar wurde um 1890 abgetragen). 1957 legte man beidseits davon barocke Fresken aus der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts frei, welche die Kreuzigung und die Beweinung darstellen. Im selben Jahr fügte man die Sakristeischränke aus älteren Bestandteilen (um 1700) zusammen.
Die Fensterbögen waren zunächst unverglast. Abt Johann Christoph vom Grüth liess sie ab 1554 mit Kabinettscheiben schmücken, die gemäss damaligem
Brauch von befreundeten Klöstern, den eidgenössischen Schirmorten der Abtei, benachbarten Städten, Magistraten und ausländischen Gesandten gestiftet wurden, so auch von von Ludwig XIII.
(1625), Ferdinand I.(1563) und Philipp (1580). Nach der Klosteraufhebung wurden die Kabinettscheiben entfernt, nach Aarau gebracht und dort ab 1869 im Regierungsgebäude ausgestellt. Ab 1897
zierten sie das Aarauer Kunst- und Gewerbemuseum. 1957 brachte man die Scheiben nach Muri zurück und setzte sie am ursprünglichen Standort in die restaurierten Fensterbögen ein.
Im Klosterhof, zwischen Konvent- und Südflügel, steht der Martinsbrunnen. Er war 1632 von Abt Johann Jodok Singisen in Auftrag gegeben worden und
stand ursprünglich im angrenzenden Konventgarten. Der Brunnen wurde 1881 nach Luzern versetzt, die Figur gelangte in den Besitz der Familie Keusch aus Boswil. Auf Initiative der Vereinigung
«Freunde der Klosterkirche Muri» wurde der Brunnen 2008 rekonstruiert, zu diesem Zweck schuf Josef Dahinden eine Nachbildung der Brunnenfigur.
Östlich der Klosteranlage erstreckt sich ein Park im Stil eines englischen Landschaftsgarten. Das Areal wurde früher landwirtschaftlich
genutzt und war Standort der klösterlichen Stallungen. Mit der Zeit wandelte es sich zu einer öffentlich zugänglichen Grünfläche mit altem Baumbestand. Seit der Sanierung im Jahr 2011 ist der
Park rollstuhlgängig. Nördlich der Klosterkirche liegt der Küchengarten, der seit 1609 auf Ansichten des Klosters bezeugt ist. Seit der Neugestaltung 2001/02 dient er wieder dem ursprünglichen
Zweck, dem Anbau von Nutzpflanzen.
Das im Jahr 1909 eröffnete Pflegeheim im Ostflügel des Lehmannbaus tritt heute unter der Bezeichnung «Pflegimuri» auf. Knapp 300 Mitarbeiter
betreuen rund 200 pflegebedürftige Bewohner. Das Pflegeheim, das auch Abteilungen für Schwerstbehinderte und Demenzkranke umfasst, ist der zweitgrösste Arbeitgeber in Muri. Die Trägerschaft ist
ein Verein mit etwa 600 Mitgliedern.
Der Konventflügel war fast ein Jahrhundert lang der einzige Standort der Primarschule. Durch das Bevölkerungswachstum und die Ausweitung
des Bildungsangebotes ergaben sich zunehmend Platzprobleme. 1954 wurde der erste Schulhausneubau eröffnet, dem vier weitere folgten. 1985 zog ausserdem die Bezirksschule aus dem Südflügel aus.
Heute werden im Konventflügel noch acht Primarschulklassen unterrichtet. Den Südflügel teilen sich die Gemeindeverwaltung von Muri, das Bezirksgericht und das Bezirksamt. Seit dem Auszug des
Altersheims St. Martin im Jahr 1991 wird der Singisenflügel von einigen Amtsstellen der Gemeindeverwaltung und vom Benediktinerhospiz genutzt. Im Dachgeschoss dieses Gebäudes befindet sich
die öffentliche Bibliothek mit 17'000 Medien.
Seit November 2009 besteht im Konventflügel, im früheren Raum des Benediktinerhospizes, die Sammlung Murensia. Diese
Fachbibliothek, die unter anderem von den Universitäten Zürich, Fribourg und Luzern unterstützt wird, soll Publikationen und Quellen zum Kloster Muri und zum Freiamt sowie wissenschaftliche
Werkzeuge an einem Ort vereinen. Mit Hilfe der Sammlung soll im Hinblick auf das 1000-jährige Bestehen des Klosters im Jahr 2027 die Geschichte der Abtei systematisch aufgearbeitet und
vervollständigt werden.